Mittwoch, 12. November 2014

Stadt mit Herz?

Ich bin ja zugegeben ein riesengroßer Italien-Fan. Zum einen, weil ich einfach mit diesem Land aufgewachsen bin und zum anderen, weil ich die Lebensart und die malerische Schönheit Italiens genieße.
Ich war schon vorher öfters mal in Mailand, allerdings nur für maximal 2 Tage. Jetzt bin ich seit circa anderthalb Monaten in Mailand und ich muss wirklich sagen: ich tue mich mit dieser Stadt schwer. Die ganze Zeit frage ich mich warum? Mit Hong Kong bin ich direkt warm geworden, in London habe ich mich wohlgefühlt auch in Shanghai, in München und in vielen weiteren Städten. Aber dass ich eine Stadt wirklich nicht für mich entdecken kann, ist mir neu und ich frage mich einfach warum.
In den ersten Tagen hackt man natürlich alles an Sehenswürdigkeiten und Places to be ab und dann irgendwann nachdem man alles erkundet hat beginnt der Alltag. Und gerade im Alltag wachsen mir Städte besonders ans Herz. Man geht seinen Aufgaben nach, trifft neue Leute und fängt an in der Stadt wirklich zu leben und sie nicht nur zu besuchen.
Doch ich habe immer noch das Gefühl: ich bin zu Besuch. Vielleicht ist es die Hektik, die alle Menschen hier in sich tragen, oder auch der zu beobachtende Egoismus und die Rücksichtslosigkeit vieler Menschen hier. Ein anderer Grund könnte die Achtlosigkeit sein, die die Bewohner der Stadt an den Tag legen. Achtlos wird der Müll auf die Straßen geworfen, dauernd wird man angerempelt und egal ob du italienisch sprichst oder nicht, du musst es verstehen. Wenn man Mailänder fragt, ob sie ihre Stadt mögen, so antworten sie meistens: "Arbeiten hier ist toll, wohnen leider nicht". Und genau das kann man auch beobachten: Am Wochenende fliehen alle Mailänder an die Seen oder in die kleinen Städtchen um Mailand herum und die Touristenschwärme schwirren herein. Alle kommen für ein Wochenende oder maximal eine knappe Woche, besuchen die schönen Plätze und genießen das italienische Essen. Natürlich gibt es wunderschöne Orte, dennoch vermittelt mir die Stadt als Ganzes kein Gefühl.
Es ist schwierig in Worte zu fassen, warum ich nicht mit dieser Stadt warm werden kann. Mir fehlt wohl einfach das Herzblut in der Stadt. Klar, es ist die Stadt der Mode, des Aussehens und der Top Designer. Und ich liebe Mode, keine Frage. Doch begleitet wird Mode und Aussehen von einem hässlichen Begleiter: der Oberflächlichkeit. Und genau das strahlt Mailand für mich aus. Auf den ersten Blick ist die Stadt schön und elegant, doch wenn man einen tieferen Einblick erhält, dann fällt mir der italienische Charme, das Herz, das ich aus allen anderen italienischen Städten kenne und liebe.

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